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Arbeitszeugnis und Bewerbung

Arbeitszeugnis und Bewerbung: So punkten Sie mit Ihren Referenzen

Bewertungen sind in unserem täglichen Leben allgegenwärtig: Ob für den Online-Kauf, die Filmauswahl oder den nächsten Restaurantbesuch – viele von uns checken vorab entsprechende Bewertungsportale, um sich bei der Entscheidungsfindung von den Erfahrungen anderer helfen zu lassen. Personalern geht es da ganz ähnlich: Auch sie wollen wissen, welche Erfahrungen andere Arbeitgeber mit Ihnen gemacht haben, bevor sie einen Arbeitsvertrag aufsetzen. Bestes Mittel dafür ist das Arbeitszeugnis in Ihrer Bewerbung. Es liefert wichtig Auskünfte darüber, wie zufrieden Ihre letzte Chefin oder Ihr letzter Abteilungsleiter mit Ihnen war. Doch wohin kommt das Arbeitszeugnis in der Bewerbung und was, wenn eines Ihrer Arbeitszeugnisse eher schlecht ausfällt? Auf diese und weitere Fragen liefert unser Ratgeber die passenden Antworten.

Inhaltsverzeichnis

Warum ist das Arbeitszeugnis in der Bewerbung so wichtig?

Was schätzen Sie: Wie viele Personalverantwortliche geben Statistiken zufolge an, dass ihnen das Arbeitszeugnis eines Bewerbers in der Bewerbungsmappe wichtig ist? Eindeutige Antwort: Der Studie „JobTrends 2017“ zufolge, empfinden knapp drei Viertel aller Personalverantwortlichen die Zeugnisse in einer Bewerbung als wichtig oder sehr wichtig. Damit landen Arbeitszeugnisse und Co. sogar noch vor dem Anschreiben.

Warum genau das Arbeitszeugnis in den Bewerbungsunterlagen so wichtig ist, liegt eigentlich auf der Hand: Hier wird unmittelbar erkennbar, welche Erfahrungen andere Arbeitgeber mit Ihnen als Arbeitnehmer gemacht haben. Von den konkreten Aufgaben, die Sie im Unternehmen übernommen haben, über deren Ausführung bis hin zu Ihren Soft Skills steht alles Wesentliche, was ein Personaler wissen will, im Arbeitszeugnis. Und falls Sie ein schlechtes Arbeitszeugnis in der Bewerbung mitschicken – hier kann der Personalverantwortliche direkt checken, wo Ihre Schwächen liegen.

Info: Nach §109 GewO hat jeder Arbeitnehmer nach Beendigung seines Arbeitsverhältnisses den Anspruch auf ein ordentlich ausgestelltes Arbeitszeugnis durch seinen ehemaligen Arbeitgeber. Dieses kann entweder in einfacher Form ausgestellt sein und nur Angaben zu Dauer und Art der Tätigkeit enthalten oder als qualifiziertes Zeugnis auch auf die Leistungen und das Verhalten des Arbeitnehmers eingehen.

Welche Arbeitszeugnisse gehören in die Bewerbung?

Sie haben in den letzten Jahren häufig Ihren Job gewechselt und hierbei selbstverständlich immer ein Arbeitszeugnis erhalten? Gut für Sie – doch müssen all diese Zeugnisse wirklich in der Bewerbung mitgesandt werden? Nicht unbedingt. Schließlich muss ein Personalverantwortlicher sich durch all Ihre Unterlagen arbeiten – und je mehr Unterlagen das sind, umso zeitaufwändiger wird es. Experten raten daher, sich auf die Arbeitszeugnisse der letzten 10 Jahre zu fokussieren und maximal drei Arbeitszeugnisse mitzuschicken.

Wichtig ist jedoch vor allem das aktuellste Arbeitszeugnis. Befinden Sie sich momentan in einem ungekündigten Anstellungsverhältnis, liegt Ihnen vermutlich kein Zeugnis zu Ihrem jetzigen Job vor. In diesem Fall sollten Sie das Arbeitszeugnis Ihrer letzten Arbeitsstelle mitschicken. Die anderen Arbeitszeugnisse in der Bewerbung sollten so gewählt werden, dass sie Ihre persönlichen Qualitäten und Leistungen unterstreichen. Der Bezug zur ausgeschriebenen Stelle ist allerdings genauso zu berücksichtigen: Möchten Sie sich für eine Ausbildung als Pilotin oder Luftverkehrskaufmann bewerben, ist das Arbeitszeugnis vom letzten Ferienjob auf dem Bauernhof vielleicht nicht unbedingt relevant.

Tipp: Wenn Sie eine Bewerbungsmappe zusammenstellen, sollten Sie genau aufpassen, wo die Arbeitszeugnisse in der Bewerbung platziert werden müssen. Fürs Arbeitszeugnis in der Bewerbung lautet die Reihenfolge: Die Arbeitszeugnisse folgen nach dem Lebenslauf oder (falls vorhanden) nach dem Motivationsschreiben. Beginnen Sie mit dem jüngsten Arbeitszeugnis – analog zur Auflistung im Lebenslauf.

Schlechtes Arbeitszeugnis in der Bewerbung – zeigen oder nicht?

Sie haben ein schlechtes Arbeitszeugnis erhalten und möchten dieses in der Bewerbung unter den Tisch fallen lassen? Keine gute Idee. Personaler kennen diesen Vertuschungsversuch und durchschauen ihn sofort. Die Folge: Der Personalverantwortliche geht automatisch davon aus, dass Sie ein schlechtes Zeugnis verschweigen oder die Anweisung „vollständige Bewerbungsunterlagen“ nicht gründlich genug beachtet haben. In beiden Fällen kann dies für Sie das Aus im Bewerbungsprozess bedeuten.

Wer zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen werden möchte, sollte besser nicht mit gezinkten Karten spielen. Legen Sie das schlechte Arbeitszeugnis in die Bewerbung und versuchen Sie nicht, etwas zu verheimlichen. Tatsächlich ist die Resonanz vieler Personaler oftmals gar nicht so schlimm, wie Sie vielleicht vermuten. Vielfach werden die Arbeitszeugnisse nämlich gar nicht genau durchgelesen. Stattdessen wird lediglich durch die Zeugnisse in der Bewerbung geblättert, um zu checken, ob Ihre Bewerbungsunterlagen vollständig sind. Allerdings sollten Sie von einem solchen Glücksfall nicht unbedingt ausgehen – um auf alles vorbereitet zu sein, rechnen Sie also lieber damit, dass der Personaler Ihr schlechtes Arbeitszeugnis entdeckt.

Wenn Sie das schlechte Arbeitszeugnis in der Bewerbung mitschicken, kann es hilfreich sein, darüber ein oder zwei Worte im Anschreiben zu verlieren. Damit zeigen Sie, dass Sie um die ungünstige Bewertung im Zeugnis wissen. Versuchen Sie hierbei jedoch nicht, anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben, Ihren ehemaligen Chef an den Pranger zu stellen oder sich in die Opferrolle zu begeben. Verweisen Sie stattdessen vielleicht darauf, wie sehr und in welchen Bereichen Sie sich seitdem verbessert oder weiterentwickelt haben. Das zeigt dem Personaler, dass Sie auch aus einer Schwäche positive Konsequenzen ziehen können.

Info: Es gibt Experten, die in Ausnahmesituationen empfehlen, ein schlechtes Arbeitszeugnis nicht in die Bewerbung zu legen. Das gilt aber nur für Anstellungsverhältnisse, die lediglich wenige Monate gedauert haben und deren Nachweis für die angestrebte Position nicht unbedingt von Interesse sind. Bedenken Sie jedoch, dass Sie das Arbeitsverhältnis in diesem Fall auch nicht im Lebenslauf angeben sollten. Das wiederum kann zu einer Lücke im Lebenslauf führen, die ebenfalls erklärt werden muss. Allein deshalb ist dieses Vorgehen umstritten.

Bewerbung ohne Arbeitszeugnis: Wie geht man mit einem fehlenden Arbeitszeugnis um?

Eine Bewerbung ohne Arbeitszeugnis ist für viele Personaler ein No-Go und teilweise sogar ein Grund dafür, dass die Bewerbungsunterlagen sofort aussortiert werden. Doch keine Panik: Wenn Sie sich ohne Arbeitszeugnis bewerben, stehen Sie nicht allein da. Tatsächlich versucht jeder zehnte Jobsuchende sich ohne Arbeitszeugnis zu bewerben. Hierfür gibt es mitunter gute Gründe:

  • Sie waren bisher noch nicht angestellt und können entsprechend keine Arbeitszeugnisse vorweisen.
  • Ihr letzter Arbeitgeber hat es versäumt oder schlichtweg unterlassen, Ihnen ein Arbeitszeugnis auszustellen.
  • Sie haben Ihr Arbeitszeugnis verlegt oder verloren.

Damit Ihre Unterlagen ohne Arbeitszeugnis im Bewerbungsverfahren nicht sofort im Papierkorb landen und Sie doch noch eine Chance auf den Job haben, verraten wir Ihnen drei Tipps, wie Sie mit einem fehlenden Arbeitszeugnis umgehen.

Tipp 1: Alternativen vorzeigen

Ganz gleich, ob Sie (noch) kein Arbeitszeugnis haben, weil Sie sich gerade erst für eine Ausbildung bewerben oder weil Ihr letzter Chef seiner Verpflichtung nicht nachgekommen ist – manchmal können Alternativen das Arbeitszeugnis in den Bewerbungsunterlagen ersetzen. Schüler können beispielsweise Praktikumszeugnisse vorlegen und so erste relevante Berufserfahrungen nachweisen. Als ehemaliger Angestellter können Sie dagegen auch Arbeitsverträge kopieren und anstelle des Zeugnisses einreichen. Allerdings sollten Sie darauf achten, vertrauliche Informationen vorab zu schwärzen.

Tipp 2: Fehlendes Arbeitszeugnis erklären

Mit Ihrem Verhalten bei der Zusammenstellung Ihrer Bewerbungsunterlagen prägen Sie maßgeblich den ersten Eindruck beim potenziellen, neuen Arbeitgeber. Offenheit, Transparenz und Selbstreflexion kommen diesbezüglich immer gut an. Erklären Sie also notfalls, warum Ihnen ein Arbeitszeugnis fehlt – aber bitte nicht im Anschreiben oder im Lebenslauf. Fügen Sie stattdessen an der Stelle in ihrer Bewerbungsmappe, an die normalerweise das Zeugnis gehören würde, eine Zusatzseite ein. Hier listen Sie alle relevanten Informationen zur Anstellung auf – Firma, Anstellungszeitraum, Position, Tätigkeiten und Aufgaben. Anschließend verfassen Sie einen kurzen Fließtext von zwei bis drei Sätzen, in dem Sie erklären, warum das entsprechende Arbeitszeugnis fehlt.

Tipp 3: Referenz angeben

Sie müssen eine Bewerbung ohne Arbeitszeugnis abgeben, weil Sie beim letzten Arbeitgeber keines erhalten haben? Falls Sie noch gute Kontakte zum ehemaligen Betrieb unterhalten, ergibt sich eventuell eine alternative Möglichkeit: Fragen Sie einen Ihrer dortigen Ansprechpartner, ob Sie ihn als Referenz angeben können. Vermerken Sie den entsprechenden Kontakt auf einer Zusatzseite in den Bewerbungsunterlagen, die Sie anstelle des Arbeitszeugnisses einfügen. Doch Vorsicht: Als Referenz sollten Sie stets nur Vorgesetzte, Abteilungsleiter etc. angeben und nicht den Kollegen aus dem Nachbarbüro oder gar einen Mitarbeiter, der erst in die Firma gekommen ist, nachdem Sie schon längst gekündigt hatten. Schließlich können Personaler auch Angaben zu Referenzen problemlos nachprüfen.